Karsten Hutwelker: „Huti“ hinterließ seine Spuren

Der Ex-Profi des 1. FC Saarbrücken überwand Krebserkrankung. Heute arbeitet er als Trainer.

Erfstadt. Karsten Hutwelker ist gesund. Und das, obwohl den ehemaligen Fußball-Profi vor über vier Jahren eine schlimme Diagnose traf: Knochenkrebs. Eine nicht schmerzhafte, aber spürbare Erhebung im Mundraum veranlasste den damals 35 Jahre alten Spieler des FC Augsburg, einen Termin bei einem Kieferorthopäden wahrzunehmen, der ihm die negative Nachricht ohne Umschweife mitteilte. Bei der Operation wurden Hutwelker ein Stück des Kieferknochens und sieben Zähne entfernt. Nur wenige Wochen nach dem sechseinhalbstündigen Eingriff, bei dem ein Stück seines Hüftknochens an der betroffenen Stelle zur Rekonstruktion eingesetzt wurde, stand er wieder auf dem Sportplatz – und nahm am Training seiner Mannschaft teil.

Über diese „brutal harte Zeit“ will der heute 39 Jahre alte Familienvater eigentlich nicht mehr reden. Für ihn ist die Krankheit ausgestanden. „Man sagt, wenn fünf Jahre nach der Operation nichts mehr nachkommt, gilt der Krebs als geheilt. Bei mir ist es jetzt vier Jahre und zwei Monate her“, sagt der ehemalige Spieler des 1. FC Saarbrücken (zwischen 1999 und 2002) und meint abschließend: „Ich war mir immer sicher, dass ich diesen Kampf gewinne.“ Unterstützung bekam er bei seinem ganz persönlichen Kampf gegen den Krebs auch aus dem Saarland. „Ich hab‘ zahlreiche E-Mails und Postkarten bekommen. Einige Fanclubs haben mich sogar besucht. Das war ein ganz toller Zuspruch, der einem in einer solchen Phase doch extrem weiterhilft“, erinnert sich Hutwelker an die schwerste Zeit seines Lebens und schöpft aus dieser auch heute noch Kraft: „Zu sehen, dass man seine Spuren bei Leuten hinterlassen hat, ist schon ein großes Zeichen der Anerkennung und macht einen schon sehr stolz.“

Einen weiteren Grund, auf das Geleistete stolz zu sein, liefert ihm der Erfolg bei seiner aktuellen Tätigkeit. Hutwelker trainiert seit diesem Sommer die U19 des Bonner SC. In der A-Jugend-Bundesliga belegt der frisch gebackene Inhaber der Trainer-A-Lizenz mit seiner Mannschaft den neunten Platz – angesichts der Voraussetzungen eine Leistung über dem Soll, wie Hutwelker betont: „Eigentlich hätte ich hier die erste Mannschaft in der Regionalliga trainieren sollen. Der Verein bekam die Lizenz für diese Liga nicht und wir wollten in der NRW-Liga einen Neuanfang starten. Wir hatten auch schon 16 Spieler unter Vertrag und drei Wochen Vorbereitung hinter uns, als wir dann auch keine Lizenz für die Oberliga bekamen und der Verein in die Insolvenz musste.“ Für einen Wechsel zu einem der Clubs, die sich vor Saisonbeginn bei Hutwelker meldeten – nach eigenen Angaben zwei Regionalligisten und ein ambitionierter Oberligist – war es derweil zu spät. Und somit entschied er sich, die U19 des BSC zu übernehmen. Von dort wechselte übrigens FCS-Ersatztorwart Andy Hubert an die Saar. „Wir hätten Andy natürlich gerne behalten, aber als Dieter Ferner anrief, war klar, dass wir dem Jungen keine Steine in den Weg legen werden“, sagt „Huti“ über den Wechsel Huberts.

Nicht nur der kurzzeitige Kontakt zu FCS-Sportdirektor Ferner lässt Hutwelker in Erinnerungen an die Zeit bei den Blau-Schwarzen schwelgen: „Der FCS hat meine Karriere geprägt. Ich schaue immer noch bewegt hin, bin auch noch Mitglied im Verein. Ich hatte leichte Anlaufschwierigkeiten, aber nach dritten, vierten Spiel habe ich nur noch positive Erinnerungen“, erzählt der einstige Saarbrücker Publikumsliebling. „Wie die Leute mich da aufgenommen haben. Dort wurde ich das, was ich seitdem in jeden Verein weitergetragen habe. In Saarbrücken habe ich erstmals hautnah mitbekommen, wie man Publikum begeistern kann. Vor allem mit dem Aufstieg in die 2. Liga.“ Bei einigen FCS-Fanclubs ist Hutwelker Ehrenmitglied oder sogar Ehrenpräsident. „Das sind Sachen, die kann man gar nicht vergessen. Man muss sagen: Auch wenn das Saarland nur ein kleines Bundesland ist – da wird mit dem FCS Fußball gelebt.“

Trotz des Erfolgs und des Spaßes, den er bei der Arbeit mit den Jugendlichen hat, möchte der 39-Jährige alsbald in höhere Gefilde: „Gerade habe mich für das Eignungsgespräch zur Fußball-Lehrer-Ausbildung beworben. Ich bin immer noch ehrgeizig und hungrig und hoffe lieber heute als morgen auf ein entsprechendes Angebot. Die Geduld muss ich jetzt einfach haben.“ Auch ist sich der ehemalige Mittelfeldspieler darüber im Klaren, dass sich mit dem Eintauschen der Rolle auf dem Platz mit der auf der Bank einiges ändern wird.

Noch in diesem Sommer zog es ihn für ein Gastspiel in die Hessenliga zu Rot-Weiß Frankfurt. „Natürlich kommen die Erinnerungen an die Profi-Zeit immer dann hoch, wenn man mal einen Ausschnitt von damals auf Video sieht. Zum Beispiel beim Aufstiegs-Spiel mit dem FCS gegen Eintracht Trier damals, als wir bis zur 82. Minute 0:1 hinten lagen und das Ding noch drehten. Das sind Sachen, die vergisst man nie und sowas wird man als Trainer auch nicht mehr so intensiv erleben“, weiß die Kämpfernatur und sieht wie schon immer in seinem Leben das Positive: „Da zieht man die Intensität aber aus anderen Dingen. Für mich ist es das Schönste – und das durfte ich als Jugendtrainer schon mehrmals erleben – dass Fremde ins Stadion kamen und sagten: ,Hier erkennt man die Handschrift des Trainers‘.“

Zur Person
Karsten Hutwelker wurde am 27. August 1971 in Wuppertal geboren und spielte im Laufe seiner Fußball-Karriere für zehn Vereine über 250 Mal in der ersten und zweiten Bundesliga. In der Zeit zwischen 1999 und 2002 spielte er in der Regionalliga und 2. Bundesliga 83 Mal für den 1. FC Saarbrücken und erzielte dabei 24 Tore. Mit seiner Frau Alexandra und seinen Kindern Vivien, 14, und Lennox, 8, lebt er heute in Erfstadt bei Köln.

Veröffentlicht am 18. November 2010 in der Saarbrücker Zeitung.

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Willi Landgraf: Wiiiiiiillllllllllllliiiiiiiiiiiiiiiiiiiii . . . !

Der Ex-Profi Willi Landgraf trainiert die U15 von Schalke 04 und kickt noch in der Bezirksliga.

Bottrop. Willi Landgraf ist ein Original: Nationaler Fußball-Held, „Kampfschwein“ und Muttersöhnchen. Der stets gebräunte, 1,66 Meter kurze Rekord-Zweitligaspieler (508 Spiele) ist nicht nur in seiner Heimat, dem Ruhrpott, ein ganz Großer. Heute trainiert Landgraf die U15 des FC Schalke und betreut neben vielen sozialen Projekten ein eigenes Fußball-Camp (www.willilandgraf.de).

Die Anerkennung erarbeitete sich Landgraf als nimmermüder Kämpfer auf dem Platz. Neben den Kult-Vereinen RW Essen und Alemannia Aachen gehört der saarländische Traditionsverein FC Homburg zu seinen Stationen. Dort war das selbst ernannte Muttersöhnchen das erste Mal weg von „Hotel Mama“: „Ich hatte in Homburg meine erste eigene Wohnung und musste schlagartig selbstständig werden. Mit Daniel Jurgeleit hatte ich Gott sei Dank einen Spieler in der Mannschaft, der mir dabei geholfen hat“, erinnert sich der heute 42-Jährige an 1991, als er von Essen in die Saar-Pfalz wechselte: „Aber diese Zeit hat mich auch gestärkt. Wir hatten echt gute Jahre mit einer tollen Mannschaft. Der Erfolg hat mir sehr geholfen.“

Der Kontakt zu seinem alten Club besteht heute noch. Im Februar dieses Jahres reiste die D-Jugend des FCH zu einem freundschaftlichen Aufeinandertreffen nach Gelsenkirchen und durfte in der vereinseigenen Fußball-Halle gegen die von Landgraf trainierte Mannschaft (damals noch U13) antreten. „Natürlich verfolge ich den Werdegang des FCH. Das mache ich bei allen Ex-Vereinen. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass sie endlich in die Regionalliga aufgestiegen sind“, erzählt „Mister Zweite Liga“ und beweist, dass er vor dem Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung nicht nur mal eben in den Videotext geschaut hatte: „Und schon hört man im Umfeld wieder Stimmen, die sagen: ,Die steigen sofort wieder ab‘.“

Schön für Schalke 04 war Landgrafs Entscheidung, sich längerfristig im Jugendbereich engagieren zu wollen. Dabei passt ein eher weniger filigranes „Kampfschwein“ auf den ersten Blick nicht so recht in das Anforderungsprofil eines von „Nadelstichen“ oder „vertikalen“ und „horizontalen“ Spielweisen geprägten modernen Jugendfußball-Trainers, oder? „Das stimmt schon. Aber man kann immer ein bisschen von früher mitnehmen und mit moderneren Sachen kombinieren. Viele Sachen werden den Jungs heute viel zu leicht gemacht. Aber gerade ich, der von einer anderen Schiene kommt, kann das anders vorleben“, nimmt der Inhaber der A-Lizenz seine Aufgabe als Trainer und Vorbild ernst und weiß: „Man kann weder das Eine noch das Andere komplett übernehmen. Man muss auch flexibel sein und sehen, was für die Jungs wichtig ist. Du gibst den Weg als Trainer vor, aber die Jungs müssen ihn auch mitgehen.“

Jungs, die mit großen Schritten auf ihrem Weg zum Top-Spieler unterwegs sind, haben vor nicht allzu langer Zeit noch gemeinsam mit Landgraf in der Oberliga- beziehungsweise Regionalliga-Mannschaft von Schalke gekickt – Benedikt Höwedes, Alexander Baumjohann, Tim Hoogland oder Manuel Neuer, mittlerweile Torhüter der deutschen Nationalmannschaft. „Dass die talentiert sind, konnte man damals schon blind sehen. Für mich war es ein Traum, mit solchen Ausnahmespielern zusammen zu spielen.“

So oder so ähnlich dürften Landgrafs Mitspieler bei Amacspor Dahlhausen auch über ihn sprechen. Das durchtrainierte Kraftpaket kann es nämlich nicht lassen und spielt seit Jahresbeginn mehr oder weniger regelmäßig in der ersten Mannschaft des Bezirksligisten mit. „Eigentlich wollte ich nur bis zum Aufstieg aus der A-Klasse im Sommer mitmachen. Aber wenn es hart auf hart kommt, helfe ich auch heute noch aus“, beschreibt Landgraf sein Engagement für den Amateurverein, für den er über die umliegenden Ascheplätze tingelt, „das macht Spaß und ich kann vom Alltag abschalten“.

Ein Angebot aus der drittletzten Liga bekam er mit 41 Jahren – eines aus der ersten Liga nicht einmal im besten Fußball-Alter. Tut das nicht weh? „Das, was ich in der 2. Liga erreicht habe, hat manch einer in der 1. nicht geschafft“, sagt er stolz und stellt seinen persönlichen Karriere-Höhepunkt ans Ende selbiger: „Mein nahtloser Übergang vom Profi über die U23 hin zum Trainer war wichtig. Das Schöne ist, dass ich mir keine Gedanken machen musste, wie es weitergeht. Ich habe den richtigen Absprung geschafft.“

Übrigens schaffte er den auch bei der TV-Sendung „Die große TV Total Stock-Car Crash Challenge“ von Stefan Raab auf Pro 7 – allerdings ohne Erfolg: „Wenn ich nochmal mitfahren sollte und keine vernünftige Kiste kriege, werd‘ ich verrückt. Meine Karre ist sieben- oder achtmal ausgegangen. Aber trotzdem war es ein tolles Erlebnis und hat Spaß gemacht“, sagt das frühere Muttersöhnchen, das jetzt unter anderem im Fernsehen an Stock-Car-Rennen teilnimmt .
Zur Person
Wilfried „Willi“ Landgraf wurde am 29. August in Mühlheim/Ruhr geboren, hat eine 14-jährige Tochter (Aileen) und lebt mit seiner Freundin in Bottrop. In der Jugend spielte er für den SV Rot-Weiß Mühlheim. Die Profikarriere verlief über Rot-Weiß Essen (1986 bis 1991, 1994 bis 1996), FC Homburg (1991 bis 1994), FC Gütersloh (1996 bis 1999) und Alemannia Aachen (1999 bis 2006) bis zur U23 des FC Schalke (2006 bis 2009).
Vor vier Jahren schrieb Landgraf mit Achim Kaiser seine Autobiografie mit dem Titel: „Nie mehr Zweite Liga“.

Veröffentlicht am 11. November 2010 in der Saarbrücker Zeitung.

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Markus Osthoff: Der Profi hinter dem Lehrerpult

Der Ex-Saarbrücker Markus Osthoff ist jetzt Haushalts- und Ernährungswissenschaftler

Duisburg. Er war Profi-Fußballer, hat die Trainer-A-Lizenz – und unterrichtet als Ökotrophologe (Haushalts- und Ernährungswissenschaftler) Sport und Ernährungslehre an einer Realschule in Bottrop. Außerdem bietet Markus Osthoff als freiberuflicher Ernährungsberater unter anderem betriebliche Gesundheitsförderung an. „Ich wollte dem fußballerischen Bereich erhalten bleiben – in Kombination als Trainer und Ernährungsberater. Aber ich wollte nicht ständig umziehen, sondern für einen Club langfristig tätig sein“, erklärt der Saarländer. Aus der Kombination wurde nichts, wie er lachend berichtet: „Irgendwie ist mir das nicht gelungen und jetzt mache ich was völlig anderes.“

Wobei „etwas völlig anderes“ keinen Rückschritt bedeutet. Sein Lehrerberuf macht Osthoff Spaß: „Es hat sich bei meinen Schülern schnell rumgesprochen, dass ich Profi war. Die Jungs lieben einen dafür und das erleichtert mir das Unterrichten.“ Schwieriger als hinter dem Lehrerpult empfand der 41-Jährige die Zeit davor – obwohl er schon vor dem Karriere-Ende Zeit in Hörsälen der Duisburger Uni verbrachte: „Ich war zu meiner Zeit beim MSV Duisburg eigentlich permanent an der Hochschule eingeschrieben und habe immer irgendwie ein bisschen was gemacht. Damals noch Sozialwissenschaften. Aber das geht parallel zur Profi-Laufbahn nur sporadisch, wie sich halt die Zeit dafür findet.“ Dann mit Mitte 30 noch einmal Vollzeit-Student zu werden, war für den Familienvater nicht leicht: „Ich habe mich schon gequält, das ist kein Geheimnis.“ Dennoch hat er das Studium nach vier Jahren erfolgreich abgeschlossen.

„Das Interesse für das Tätigkeitsfeld der Ökotrophologie rührt aus meiner Zeit als Profi. Fußballer sind Leistungssportler, da spielt richtige Ernährung eine große Rolle“, sagt Osthoff. Anfangs gab es noch die Nähe zum Fußball-Zirkus – mit der Zeit entfernte sich Osthoff zwangsläufig davon. „Für meine alten Vereine Borussia Mönchengladbach und den MSV habe ich mal Vorträge gehalten, aber das waren einmalige Geschichten. Die wenigsten Clubs können sich einen hauptamtlichen Ernährungsberater leisten, deshalb war meine Idee ja auch die Kombination mit dem Traineramt.“ Dass Kontakte in die Fußball-Welt nicht mehr so eng bestehen, „tut mir ein bisschen weh“, sagt Osthoff und sieht sich dafür verantwortlich: „Das hätte ich vielleicht selbst ein bisschen mehr pflegen müssen. Aber bei vier Jahren Studium ist das recht schwierig.“

Der Spaß am Fußball ist ihm aber nicht vergangen. Wann immer es geht, kickt der ehemalige Flügelflitzer in der Traditionself des MSV. „Ich mag den Fußball nach wie vor. Ich hätte auch Sport studiert, aber nach zwei Kreuzbandrissen habe ich mich nicht mehr dazu in der Lage gesehen“, sagt Osthoff, der Anfang der 90er Jahre aus dem Saarland wegging. Zwar ist der Ex-Spieler des 1. FC und von Saar 05 Saarbrücken regelmäßig in seiner Heimat zu Besuchen bei der Familie: „Wenn ich unten war und habe mit der Verwandtschaft über Fußball gesprochen, habe ich mich über meine Ex-Vereine informiert“, erzählt Osthoff. Er zeigt sich über das Schicksal von Saar 05 erschüttert: „Dass die insolvent wurden, fand ich schade. Ich habe an den Verein eine sehr gute Erinnerung und sehr gerne dort gespielt. Da war früher in der Jugend Einiges los. Aber auch bei Saarbrücken hat es mir Spaß gemacht, Fußball zu spielen.“ Beim FCS bekam er im Alter von 25 Jahren seinen ersten Profi-Vertrag. „Das war eigentlich viel zu spät, aber das lag am Verein: Die hatten damals Trainer, die nicht auf mich gebaut hatten“, erzählt der Späteinsteiger: „Ich glaube, dass es im Saarland genug Talente gibt. Die müssen entsprechend gefördert werden. Das war zu meiner Zeit leider noch nicht so.“

Die schönste Zeit hatte er beim damaligen Bundesligisten Duisburg. „Dort habe ich meine meisten Bundesliga-Spiele absolviert und hatte eine superschöne Zeit. Und mit dem MSV waren wir in drei Jahren Bundesliga Achter, Neunter und wieder Achter“, erzählt Osthoff: „Das waren Riesenerfolge. Wir hatten uns immer für den UI-Cup qualifiziert und das DFB-Pokalfinale erreicht.“ Vorletzte Station im Leben des Profis war Mönchengladbach. „Ich hatte zwischenmenschliche Probleme mit Trainer Hans Meyer. In der Aufstiegssaison machte ich noch über 30 Spiele, in der Bundesliga kam ich fast nicht mehr zum Einsatz.“ Bei seinem letzten Verein Eintracht Braunschweig brachte es Osthoff nur auf sieben Einsätze, ehe er seine Karriere mit 34 Jahren wegen seines zweiten Kreuzbandrisses im rechten Knie beenden musste.

Zur Person
Markus Osthoff wohnt mit Frau und Sohn, 4, in der Nähe von Duisburg. Der Saarländer absolvierte 199 Spiele in der 1. und 2. Liga (18 Tore) für Eintracht Braunschweig, MSV Duisburg, Borussia Mönchengladbach und 1. FC Saarbrücken. In der Jugend spielte er für Saar 05 Saarbrücken und den 1. FC Kaiserslautern.

Veröffentlicht am 6. Oktober 2010 in der Saarbrücker Zeitung.

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Steffen Korell: Der Manndecker, sein Gegenspieler und das Klo

Der Ex-Homburger Steffen Korell sichtet Talente für den Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach

Mönchengladbach. Die Aufgabe als Abwehrspieler ist nicht einfach, aber überschaubar. Früher mehr als heute. Da hörte man vom Trainer schon einmal: „Du bleibst deinem Gegenspieler auf den Fersen. Wenn er aufs Klo geht, gehst du mit.“ Den Spruch kennt Steffen Korell. Heute lassen sich die Kompetenzen des Ex-Defensivspielers damit nicht mehr auf den Punkt bringen. Er ist Abteilungsleiter Talentsichtung und Mannschafts-Manager bei Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach. Zu der Zeit, als in Rhetorik und Spielweise eine Modernisierung Einzug in den Fußball hielt, war Korell bei Mönchengladbach in seinem Karriere-Herbst angekommen. Die Wandlung des Vorstoppers zum „Sechser“, des Manndeckers zum Innenverteidiger hat er mitbekommen. Ein Knorpelschaden im Knie zwang ihn 2005 dazu, die Profi-Karriere mit 33 Jahren zu beenden.

Gerne hätte er noch „ein, zwei Jahre gespielt“, aber mit der beruflichen Entwicklung danach ist er auch zufrieden: „Natürlich spielt man mit dem Gedanken, einmal als Trainer tätig zu sein. Das möchte ich auch nicht kategorisch ausschließen“, beschreibt der B-Lizenz-Inhaber den Gang vom Spielfeld auf die Funktionärsebene: „Aber ich habe mich immer an dem orientiert, was sich mir angeboten hat. Und so habe ich in der Marketing-Abteilung angefangen. Das war etwas Neues, aber ich habe während der Fußball-Zeit nebenbei Sportmanagement studiert. Von daher passte das ganz gut.“

Durch die Tätigkeit als Chef der Talentsichtung rückte der 38-Jährige vor zwei Jahren wieder näher an Mannschaft und Spielbetrieb: „Wenn ein Spieler zu uns wechselt, gehört es zu meinen Aufgaben, für seine Integration zu sorgen“, erklärt der Pfälzer, der bei der Beschreibung seiner Arbeit ins Schwärmen gerät: „Das ist eine schöne Kombination: Man lernt Spieler relativ gut kennen und darf sie dem Umfeld und dem Verein näher bringen. Ich bin eng an der Mannschaft dran und bei allen Spielen dabei.“

Sein erster Profi-Vertrag und eine dazu gehörende Ausbildungsstelle zum Industriekaufmann erhielt Korell 1990 bei Zweitligist FC Homburg. „Mir wird mein erstes Zweitliga-Spiel immer in Erinnerung bleiben. Das war gegen Schalke 04 und wurde nach 20 Minuten wegen sintflutartiger Regenfälle abgebrochen“, erinnert er sich an die fünf Jahre im Saarland, wo er seine Frau Tanja kennen lernte: „Wir hatten damals eine tolle Mannschaft mit Spielern wie Willi Landgraf oder Rodolfo Esteban Cardoso. Mit denen stehe ich noch in Kontakt.“ Neben Besuchen bei den Schwiegereltern hält Korell über seine Ex-FCH-Mitspieler Achim Therre und Uwe Freiler Kontakt ins Saarland. Nicht nur deshalb ist er über den FCH informiert. Am 21. September spielte die U23 der Borussia in der Regionalliga gegen Homburg (1:1). „Ich denke, für den FCH ist es wichtig, wieder in so einer Liga zu spielen und in Deutschland rumzukommen“, sagt Korell, bei dessen Gladbachern ein Saarländer spielt: Patrick Herrmann kam 2008 vom 1. FC Saarbrücken. „Er war schon Jugend-Nationalspieler, wurde demnach nicht direkt von uns entdeckt. Aber wir haben den Anspruch, solche Spieler zu kennen“, sagt Korell. Dass Herrmann es in die Bundesliga-Startelf geschafft hat, stärkt Korells Position in Gesprächen mit Talenten: „Sie sehen, dass wir ihnen die Chance geben, Einsätze in der Bundesliga zu bekommen.“ Sein Karrierehöhepunkt sei der Wiederaufstieg mit Gladbach 2001 gewesen, erklärt Korell: „So etwas hat hier eine besondere Wertigkeit. Es war bitter, dass so ein Verein überhaupt in die 2. Liga musste.“

Sollte er doch irgendwann als Trainer arbeiten, wird Korell Einflüsse von jeder seiner drei Profi-Stationen anwenden. „Ich bewundere jeden Trainer, der den Mut hat, auf junge Spieler zu setzen. Bei mir war das in Homburg Gerd Schwickert. Von Volker Finke in Freiburg habe ich viel in punkto Fußball-Philosophie gelernt, von Hans Meyer in Gladbach viel Fußball-Taktisches.“ Auch wenn Meyer ein Trainer der alten Schule ist, dürfte Korell, der in 307 Spielen in 1. und 2. Liga 86 Gelbe Karten kassierte, sich auch an Prinzipien des modernen Fußballs orientieren. Von der Tribüne aus, von wo er Heimspiele der Borussia verfolgt, ist die heutige Spielweise mindestens so überschaubar wie die Aufgabenbereiche eines Abwehrspielers zu seiner Zeit.

Zur Person
Der Industriekaufmann und Sportfachwirt Steffen Korell wurde am 27. Oktober 1971 in Zweibrücken geboren und begann das Fußball-Spielen beim SV Bottenbach. Nach seiner Zeit beim FC Homburg (1990 bis 1995, 130 Spiele) wechselte er zum SC Freiburg (1995 bis 2000). Er beendete seine Karriere bei Borussia Mönchengladbach (2000 bis 2005). Mit Frau Tanja und Sohn Paul, 9, wohnt Korell heute in Windberg bei Mönchengladbach.

Veröffentlicht am 29. September 2010 in der Saarbrücker Zeitung.

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Daniel Jurgeleit: Die Saar-Derbys prägten seine Karriere

Daniel Jurgeleit verschlug es in den hohen Norden, in die Schleswig-Holstein-Liga

Von Jan Kirschner und Sebastian Zenner (SZ)

Flensburg. Daniel Jurgeleit geht auf und ab. Immer wieder schaut er auf die Uhr, ruft ab und an Anweisungen über den Platz. Nicht hektisch, aber laut und bestimmt. Die Zeit rennt seinem ETSV Weiche Flensburg davon. Es sind nur noch wenige Minuten bis zum Schlusspfiff – und im Derby der Schleswig-Holstein-Liga führt immer noch der Gast Flensburg 08 mit 2:1. „Bei uns laufen die Kombinationen noch nicht rund“, sagt der ETSV-Trainer. „Und beim Gegner werden Kräfte frei, den Sieg unbedingt verteidigen zu wollen.“ Dann die Erlösung: Nach einem zweifelhaften Elfmeter gelingt dem ETSV in der Nachspielzeit der Ausgleich.

Während einige auf der Bank die Anspannung nicht aushalten und sich vor dem Strafstoß abwenden, andere kurz darauf jubelnd emporspringen, bleibt Jurgeleit gelassen. Ebenso kurz darauf beim Abpfiff – und bei Schmährufen erboster 08-Anhänger. „Solche Derbys mögen wir, weil wir danach viel über sie reden können“, sagt er trocken. Der 46-Jährige strahlt eine Portion Souveränität und Abgebrühtheit aus, die man von jemanden erwartet, dessen Erfahrungsschatz weit über das örtliche Manfred-Werner-Stadion hinausreicht und der schon weitaus stärkere Mannschaften kennengelernt hat.

Jurgeleit war fast zwei Dekaden Fußball-Profi. Er spricht von „Erlebnissen“, wenn er an den Bundesliga-Aufstieg mit dem FC Homburg (1989), seine 29-Erstliga-Einsätze, Auftritte im Dortmunder Westfalen-Stadion und auf dem Kaiserslauterer Betzenberg oder den 4:2-Pokalcoup 1991 mit dem FCH beim großen FC Bayern München denkt. „Das war schon eine sehr schöne Zeit beim FCH“, erinnert sich Jurgeleit an die fünf Jahre im Saarland: „Das schönste Erlebnis war der Aufstieg in die erste Bundesliga. Im letzten Saisonspiel haben wir ein 0:1 gegen Schalke zum 2:1 gedreht und den direkten Wiederaufstieg klargemacht.“

Heute noch hat der Inhaber der Trainer-A-Lizenz Kontakt zu ehemaligen Mitspielern aus Homburger Zeiten: „So Leute wie Torsten Wohlert oder Lothar Dittmer trifft man bei diversen Benefiz-Spielen so zwei bis drei Mal im Jahr. Und Tobias Homp ist hier im Norden noch als Spieler aktiv“, erklärt Jurgeleit, der über die aktuelle Situation seines Ex-Clubs Bescheid weiß: „Ich verfolge den Werdegang von Homburg durchaus. Die waren ja wie Saarbrücken eine ganze Zeit weg vom Fenster und sind jetzt in die Regionalliga aufgestiegen.“ Derbys zwischen seinem FCH und dem 1. FC Saarbrücken bezeichnet der Ex-Stürmer heute noch als Höhepunkte seiner Karriere.

Geboren und aufgewachsen ist Jurgeleit in Düsseldorf. Bei Heimspielen der Fortuna im Flinger Broich kickten die Kinder in der Halbzeit auf dem Rasen. „Die Pause war immer viel zu kurz“, sagt er schmunzelnd. Die Idole seiner Jugend hießen Gerd Zewe, der Ex-Saarbrücker Wolfgang Seel, Klaus Allofs und Gerd Zimmermann. Sonst sind Berührungspunkte mit Düsseldorf selten geworden. Seine Eltern sind an die Weinstraße verzogen, Jurgeleit fühlt sich mit Schleswig-Holstein verbunden. Mit Frau und Sohn lebt er in Kiel, beim Traditionsclub Holstein ließ er seine Karriere 2003 ausklingen. Danach war er Co-, Interims-Trainer und Sportdirektor. Mit Trainer Frank Neubarth hatte er einen Dreijahresplan erarbeitet, der für die „Störche“ in der 2. Liga münden sollte. Im Herbst 2006 trennten sich die Wege von Holstein Kiel und des Duos aufgrund nicht erfüllter Erwartungen.

„Ich möchte im Norden bleiben“, stand für Jurgeleit fest. Ebenso die Treue zum Fußball und der Wunsch nach einem Engagement als Übungsleiter („Ich stehe lieber auf dem Platz“). Möglichst hochklassig. Nur: Es gibt relativ viele ehemalige Profis, die um die relativ wenigen Trainer-Posten buhlen. Und im Land zwischen den Meeren ist die Regionalliga das Höchste der Gefühle.

Es folgten zwei durchaus erfolgreiche, aber auch kurze Jobs, zum einen bei Verbandsligist VfR Horst, zum anderen beim Hamburger Landesligisten FC Elmshorn. Beide Male zeigte sich, dass Ansprüche und Perspektiven der Clubs und von Jurgeleit auseinanderklafften.

Im August ist der 46-Jährige beim ambitionierten ETSV Weiche gelandet. Der Flensburger Stadtteil-Club spielt in der Schleswig-Holstein-Liga, eine „Klasse unterhalb der Regionalliga“, wie der ehemalige Bundesliga-Kicker betont. Drei Mal die Woche fährt er zum Training an die Bredstedter Straße. Er fühlt sich gut aufgenommen: „Die Jungs ziehen gut mit, auch wenn ich manchmal vielleicht etwas zu viel will.“ Es hat in Weiche schon Verwunderung geben. „Jurgeleit vergisst manchmal, dass unsere Spieler noch einen Beruf haben“, ist zu hören. „Ich möchte etwas bewegen“, sagt er. Den neunten Platz aus der vergangenen Saison sieht er als Vorgabe, „möchte besser abschneiden“ und hofft, dass der ETSV in der Lage ist, um den fünften Platz mitzuspielen – derzeit ist es Rang zwölf. Jurgeleit weiß: Glückliche Punktgewinne in der Nachspielzeit sind dafür auf Dauer nicht genug. „Wir müssen in unseren Leistungen stabiler werden.“

Zur Person
Daniel Jurgeleit wurde am 15. Dezember 1963 in Düsseldorf-Ratingen geboren. Er ist ausgebildeter Elektriker und absolvierte nach seiner Fußball-Karriere ein Fernstudium zum Sportfachwirt.
Nach zehn Jahren als Jugendspieler von Fortuna Düsseldorf zog es den Stürmer 1982 zur SG Union Solingen, ehe er 1988 für fünf Jahre zum FC Homburg kam. Bis zu seinem Karriereende 2003 waren weitere Stationen Spvgg. Unterhaching, VfB Lübeck, Eintracht Braunscheig und Holstein Kiel. Mit 117 Treffern liegt er in der ewigen Torjägerliste der 2. Liga auf Platz 6.
Als Sportkaufmann ist Jurgeleit, der mit Frau und Sohn in Kiel lebt, heute im Marketing-Bereich einer Flensburger Firma tätig. Als Fußball-Trainer möchte er im Profi-Bereich arbeiten.

Veröffentlicht am 8. September 2010 in der Saarbrücker Zeitung.

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