Ein Wirbelwind fegt über Deutschland

Football: Saarland Hurricanes feiern Rückkehr in die Bundesliga – 28:7-Erfolg zum Abschluss gegen Darmstadt

Die Saarland Hurricanes haben am Samstag ihr letztes Spiel in der 2. Football-Bundesliga Süd gegen die Darmstadt Diamonds mit 28:7 gewonnen. Das bedeutet die Meisterschaft und den Aufstieg in die Bundesliga.

Saarbrücken. Ein Pfiff ertönt, der Stadionsprecher krächzt mit angeschlagener Stimme „Auuus, auuus. Das Spiel ist auuus!“ Etwa 30 echte Mannsbilder mit einem Durchschnittsgewicht von 110 Kilogramm stürmen den Rasen des Saarbrücker Ludwigsparkstadions. Es ist Samstag, 4. September 2010, genau 19.20 Uhr: Spieler und Trainer des Football-Zweitligisten Saarland Hurricanes feiern den 28:7-Sieg gegen Darmstadt, die Meisterschaft in der 2. Liga Süd und den Aufstieg in die Bundesliga.

Plötzlich erstickt die Jubelarie, und nur Sekunden später revidiert Torsten Reif, Stadionsprecher und Geschäftsführer der Canes, seine spontane Reaktion auf den Schiedsrichter-Pfiff und vertröstet die 1200 jubelnden Zuschauer auf das offizielle Spielende. Nur vier Minuten nach dem „Testlauf“ ist es dann endlich soweit, und alle Dämme brechen: Ein Meer von rot-schwarz umhüllten Muskelbergen ergießt sich über den grünen Rasen, Sektkorken und aneinander klatschende Schulterpanzer knallen um die Wette, und die Zuschauer spenden ihren Helden stehende Ovationen. Thorsten Scherer, der triefend nasse Cheftrainer der Canes, wird von zahlreichen Gratulanten umzingelt und stammelt immer wieder das Wort „Wahnsinn“ vor sich hin.

Bereits Minuten vor dem Abpfiff wurde Scherer von seinen Spielern Kevin Michel und Philipp Lorentz der obligatorischen Meistertrainer-Dusche unterzogen. Nachdem er sein nasses Hemd gegen ein trockenes Meister-Shirt getauscht hatte, wurde auch dieses auf ganz spezielle Weise und vom französischen Spieler Frederic Stickelmann getauft.

Nicht nur die Hemden von Trainer Scherer hatten es schwer, trocken zu bleiben. Auch die Augen so mancher Beteiligter kämpften gegen nahende Feuchtigkeit. Jan Thielen gestand beispielsweise: „Ich hatte einen Kloß im Hals, als die Mannschaft auf dem Podest stand und den Pokal in die Höhe streckte.“ Thielen hörte vor dieser Saison aus gesundheitlichen und beruflichen Gründen mit dem Football auf und ist seitdem regelmäßiger Zuschauer seiner alten Mannschaftskameraden. Jochen Stumm fing hingegen gerade an, als Thielen die Mannschaft verließ. Nach seiner ersten Football-Saison darf auch er sich Bundesliga-Aufsteiger nennen: „Da muss ich erst mit Footballspielen anfangen, damit die Hurricanes mal Meister machen“, spuckt der Kicker nicht ganz ernst gemeinte Töne. Er steuerte beim letzten Saisonspiel zwei Punkte bei, die restlichen besorgten Luke McCann (zwölf), Kwame Agyin, Sven Loth (beide sechs) und Steven Schirra (zwei).

Während sich das Feiergeschehen vom Spielfeld weg hin auf den Platz neben der Haupttribüne verlagert, findet auch der mittlerweile angetrocknete Sportlehrer Scherer sein Sprachzentrum wieder. „Das nächste Spiel ist das schwerste“, scherzt der Cheftrainer, bevor seine Miene wieder ernster wird: „Die Mannschaft hat über die gesamte Saison eine wahnsinnige Entwicklung durchgemacht. Wir haben nie auf die anderen geschaut und immer an uns geglaubt.“ Kaum ist Scherer am Freibier-Stand oberhalb des F-Blocks angekommen, darf er sich von zwei seiner Spielern ein vorher nicht gekanntes Bild machen: Kevin Michel und Christoph Szepat flitzen gröhlend und splitternackt wie zwei Wirbelwinde über den menschenleeren Rasen. Die Canes sind zurück.

Auf Einen Blick
Stimmen zum Bundesliga-Aufstieg der Saarland Hurricanes:
Sebastian Keyereh (Receiver, Corner Back): „Wir müssen jetzt alle durchdrehen. Wir sind in der 1. Liga!“
Kwame Agyin (Running Back): „Jetzt wird’s chaotisch. Wir werden jetzt noch ein bisschen ausrasten.“
Jochen Stumm (Kicker): „Das ist wirklich so, wie viele sagen: Man braucht bestimmt erst ein paar Tage, um das alles zu realisieren.“
Philipp Rohner (Linebacker): „Ich bin total fertig. Gott sei dank habe ich jetzt erst einmal Urlaub.“
Thorsten Scherer (Trainer): „Es wird auf jeden Fall gefeiert, bis es hell wird.“
Torsten Reif (Geschäftsführer): „Heute Nacht heißt es: Hoch die Tassen!“
Jan Thielen (ehemaliger Spieler): „Ich freue mich so für die Jungs. Das ist saugeil.“

Veröffentlicht am 6. September 2010 in der Saarbrücker Zeitung

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Wenanty Fuhl: Den größten Sieg feierte er neben dem Platz

Ex-Profi Wenanty Fuhl erkrankte an Hodenkrebs. Der Pole ist vom 1. FC Saarbrücken enttäuscht

Rentrisch. Wenanty Fuhl ist enttäuscht. Angesprochen auf seine Zeit beim 1. FC Saarbrücken, stehen die schönen Erlebnisse bei den Malstattern im Schatten der „größten Enttäuschung meines Lebens“. Zwischen 1986 und 1994 spielte er 248 Mal im blau-schwarzen Dress – davon 22 Mal in der Bundesliga. Der ehemalige Abwehrspieler kassierte 46 Gelbe und zwei Rote Karten. Beinhart war er. Sogar mit starken Schmerzen lief er auf: „Es gab eine Zeit, da bekam ich vor dem Spiel und in der Halbzeit Schmerzmittel in beide Fersen gespritzt. Jeder sagte ‚Komm‘, halt durch‘. Und als ich dann ins Krankenhaus musste, kam mich keiner besuchen. Das ist unmöglich“, regt sich Fuhl auch knapp 16 Jahre nach seinem letzten Spiel für den FCS noch auf. „Nach acht Jahren war von Vereinsseite niemand in der Lage, auch nur ‚Danke‘ zu sagen“, erzählt der gebürtige Pole.

Ausgerechnet der FC Homburg, Erzrivale der Malstatter und letzte Profi-Station Fuhls, lieferte diesbezüglich ein besseres Bild ab: „In Homburg habe ich nur ein Jahr lang gespielt. Danach hat sich aber jeder vom Platzwart bis zum Vorsitzenden per Handschlag von mir verabschiedet.“ In dem einen Jahr beim FCH wollte der damals 35-Jährige auch für die Zeit nach der aktiven Karriere vorsorgen. Er machte an der Saarbrücker Sportschule den A-Lizenzschein mit dem Ziel, künftig als Trainer sein Geld zu verdienen.

Daraus wurde allerdings nichts. Wieder wurde er enttäuscht. „Ich hatte vom FC auch die Zusage, dass ich nach der Profi-Karriere im Verein bleiben kann, aber als es dann soweit war, wusste keiner mehr was davon“, erinnert sich der 49-Jährige, der den größten Sieg neben dem Fußball-Platz feierte. Im Mai 2000 diagnostizierte ihm ein Arzt Hodenkrebs. „Ich habe mir immer wieder die Frage gestellt: ,Warum ich?’“, erzählt Fuhl: „Mir wurde damals geraten, mich gleich operieren zu lassen, um die Überlebenschancen zu erhöhen.“

Nach dem erfolgreichen Eingriff folgte eine Chemotherapie und damit die größte Leidenszeit: „Ich war danach immer total erschöpft, hatte zu nichts Lust und meine Haare fielen aus. In dieser Zeit hat mir die Familie sehr geholfen.“ Nach fünf Jahren regelmäßiger Nachuntersuchungen ohne Befund gilt Fuhl als geheilt, aber „man denkt natürlich immer mal wieder an die Krankheit“.

2002 startete der Ex-Profi dann ein zweijähriges Trainer-Engagement bei Kreisligist SV Scheidt. Dann war er eine halbe Saison bei Bezirksligist Sportvereinigung Quierschied. Danach entschied sich Fuhl gegen eine Trainer-Tätigkeit in den Niederungen des Amateur-Fußballs. Stattdessen zog es „Winny“ 1999 mit seiner Frau Kerstin, Tochter Julia und den Söhnen David und Lukas nach Rentrisch. Zeitgleich fing er in St. Ingbert als Produktions-Arbeiter an zu arbeiten, was er auch heute noch ist. Die Umstellung von Profi-Fußball auf Schichtdienst war für ihn keine leichte: „Das war schon ein seltsames Gefühl. Auf einmal sitzt du samstags daheim, anstatt zum Spiel zu fahren.“

Zu Fußball-Spielen fährt der dreimalige Vater heutzutage nur noch, wenn einer seiner Sprösslinge mitmischt. Entweder zum Oberligisten Borussia Neunkirchen – dort spielt sein ältester Sohn David, 22, – oder zu Spielen der B-Jugend der Jugendfördergemeinschaft St. Ingbert, in der Lukas, 15, kickt. Die Spiele der St. Ingberter C-Jugend besuchte Fuhl eine Zeit lang in doppelter Funktion. Von 2008 bis zum vergangenen Juli war er Trainer der 13 und 14-Jährigen der Vereine TuS Rentrisch, SV Oberwürzbach sowie SV, DJK und Viktoria St. Ingbert. „Durch die Wechselschicht war es zwar ein wahnsinniger Stress und kostete viel Freizeit. Aber für die Buben habe ich das gerne gemacht. Die wollen alle was erreichen und haben die richtige Einstellung“, erklärt der 49-Jährige, dass er dort nicht enttäuscht wurde.

Trotz der noch immer knapp bemessenen Freizeit ist Ex-Profi Fuhl glücklich mit seiner Situation: „Alles in allem bin sehr zufrieden. Ich habe einen guten Arbeitsplatz, die Familie ist gesund und ich bin es auch.“ Eine Sache gibt es allerdings, die ihn schon seit Jahren beschäftigt: „Irgendwann werde ich zurück in meinen Heimatort Ruda Slaska ziehen, das ist sicher. Meine Eltern wohnen noch dort und viele alte Bekannte aus der Schulzeit“, verrät der Pole und gesteht: „Wenn es soweit ist, werde Deutschland genauso vermissen, wie ich Polen jetzt vermisse. Schließlich wohne hier schon länger, als ich in Polen gelebt habe.“ Der Ex-Fußballer hofft, dass er dort nicht enttäuscht wird.

Zur Person
Die Fußball-Karriere von Wenanty Fuhl begann in seinem polnischen Geburtsort Ruda Slaska, in dem er bis 1980 bei Urania spielte. Seinen ersten Profi-Vertrag erhielt Fuhl 1980 beim damaligen polnischen Meister Szombierki Bytom. Danach spielte er für den FC Schalke 04 (1982/1983), den Wiener SC (1983/1984), den 1. FC Nürnberg (1984/1985), den TSV Havelse (1985/1986), den 1. FC Saarbrücken (1986 bis 1994), den SC Hauenstein (1994/1995) und den FC Homburg (1995/1996).
Als Trainer war Fuhl beim SV Scheidt (2002 bis 2004, Kreisliga) und bei der Sportvereinigung Quierschied (2004, Bezirksliga) tätig. Von 2008 bis 2010 trainierte er die C-Jugend der Jugendfördergemeinschaft St. Ingbert.

Veröffentlicht am 25. August 2010 in der Saarbrücker Zeitung.

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Kay Friedmann: Blick zurück ohne Groll

Kay Friedmann, Ex-Profi des 1. FC Kaiserslautern, ist heute Physiotherapeut

Römerberg. Kay Friedmann ist zufrieden. „Ich habe alles richtig gemacht und bereue meine Entscheidung nicht“, sagt der ehemalige Fußballprofi des FC 08 Homburg und des 1. FC Kaiserslautern. Heute ist er selbstständig tätig und betreibt zusammen mit anderen „Physios“ eine Gemeinschaftspraxis für Physiotherapie in seiner Heimatgemeinde Römerberg.

Nach dem Karriereende 1995 (letzte Station: 1. FC Nürnberg) absolvierte Friedmann seine Ausbildung zum Physiotherapeut bei den „Roten Teufeln“ und arbeitete sieben Jahre lang im medizinischen Stab des Vereins, mit dem er als Spieler 1990 DFB-Pokalsieger und 1991 Deutscher Meister wurde. Dann kam der Schock: die Kündigung im Jahr 2007. „Ich hatte Riesenprobleme mit der damaligen Führung (Anm. d. Red.: damaliger Clubchef war Erwin Göbel), deshalb kam es zur Trennung“, erinnert sich Friedmann an seinen ungewollten Abschied. Dieser wurde in einem 15 Minuten-Gespräch mit Göbel und einen Tag vor dem Trainingsauftakt zur Saison 2007/2008 abgehandelt. Angesprochen auf die von Vereinsseite als „betriebliche Kündigung“ deklarierte Entlassung meinte Friedmann gegenüber der Zeitung „Die Rheinpfalz“ damals: „Ich hatte mich auf die Saison vorbereitet, hätte nie damit gerechnet. Das traf mich so unvorbereitet, dass ich auch noch keinen Plan B hatte.“

Kurze Zeit später hatte er ihn, den Plan B. Im Laufe der Zeit wurde daraus sogar sein persönlicher Plan A. „Ich bin damals zurück in meine Heimat Römerberg gegangen und hatte dort die Möglichkeit, in die Praxis meiner heutigen Partner einzusteigen – und das habe ich genutzt“, erzählt der Pfälzer und freut sich noch heute über diese Entscheidung: „Wir expandieren und haben mittlerweile sogar ein angeschlossenes Fitnessstudio im Nachbarort. Ich kann außerdem Arbeiten und Urlaub machen, wann ich will – das ist meine Zukunft.“ Ein Wirken als Trainer konnte sich Friedmann hingegen nie vorstellen: „Das ist ein brutal schwerer Job. Du musst dich auf hohem Niveau Tag und Nacht mit Fußball beschäftigen und das kam für mich nie in Frage“, sagt der 47-Jährige. Fußball spielen ist aber vor Motorrad fahren und Reisen immer noch sein Hobby Nummer eins, dem er in der AH seines Heimatclubs TuS Mechtersheim oder der Traditionsmannschaft des 1. FC Kaiserslautern nachgeht.

Bis zu seinem Weggang vom FCK 2007 lebte der gebürtige Speyerer 25 Jahre lang in Homburg. „Meine Zeit im Saarland war eine sehr angenehme. Ich habe die Saarländer als sehr kontaktfreudige Menschen kennengelernt“, erzählt Friedmann, der 1982 zum FC Homburg wechselte. Nur ein Jahr später schaffte er mit 20 Jahren seinen ersten großen Erfolg: die Deutsche Amateurmeisterschaft 1983. „Das war damals schon eine sehr tolle Zeit. 1984 sind wir in die zweite Liga aufgestiegen, dort bekam ich dann meinen ersten Profivertrag und 1986 stiegen wir in die erste Bundesliga auf.“ Noch im selben Jahr erfolgte der Wechsel zum FCK: „Der Gewinn der Meisterschaft ’91 war für mich dann das Größte. Das entscheidende Spiel in Köln damals (6:2-Sieg, Anm. d. Red.) beeindruckt mich heute noch. Lange vor dem Anpfiff sah man in der ganzen Stadt nur Pfälzer.“

Obwohl Friedmann in seiner Karriere mit Spielern wie Stefan Kuntz, Tom Dooley oder Bruno Labbadia zusammen spielte, blieb ihm ein anderer ganz besonders im Gedächtnis: Manfred Lenz, ein Mitspieler aus Homburger Zeiten. „Ich war damals noch jung und er ein erfahrener Spieler. Menschlich und als Fußballer war er wirklich vom Feinsten und hat mir gezeigt, auf was es im Fußball ankommt: Engagement, Einsatzwille und trotzdem eine gewisse Lockerheit“, schwärmt Friedmann von dem „absoluten Führungsspieler, der immer dahin ging, wo es wehtut. Vor ihm hatte ich höchsten Respekt.“

Den Respekt hat er auch wieder vor seiner „alten Liebe“, dem FCK zurückgewonnen: „Natürlich verfolge ich das aktuelle Geschehen – in Kaiserslautern, aber auch in Homburg. Stefan Kuntz zu holen, war die wichtigste Entscheidung des Vereins. Ohne ihn wären sie jetzt nicht da, wo sie sind.“

Zur Person
Kay Friedmann , geboren am 15. Mai 1963, absolvierte in elf Jahren als Profi-Fußballer 72 Spiele (14 Tore) in der Zweiten und 169 Spiele (sieben Tore) in der Ersten Bundesliga. Seine Stationen: FC Homburg (1984 bis 1986, 58 Zweitliga-Spiele, zwölf Tore), 1. FC Kaiserslautern (1986 bis 1991, 97 Erstliga-Spiele, vier Tore) und 1. FC Nürnberg (1991 bis 1995, 72 Erstliga- und 14 Zweitliga-Spiele, fünf Tore).

Veröffentlicht am 17. Juli 2010 in der Saarbrücker Zeitung.

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Der Wunder-Junge wirbelt wieder

Saarbrücker Footballer Smith überlebt schweren Autounfall

Morgen bestreiten die Saarland Hurricanes ihr erstes Saison-Heimspiel. Auch Quarterback Antwan Smith wird auflaufen. Das allerdings kommt einer Sensation gleich nach seinem schweren Unfall.

Saarbrücken. Seine Geschichte steht ihm ins Gesicht geschrieben. Und auf den Händen. Bei einem Autounfall im Oktober 2009 sprang Footballer Antwan Smith, 27, vom Zweitligisten Saarland Hurricanes dem Tod von der Schippe. Nach einem Restaurantbesuch in Speyer, bei dem er auch Alkohol konsumierte, hatte sich Smith hinter das Steuer seines Wagens gesetzt und auf den Weg nach Hockenheim gemacht. Zu seiner Freundin Janine. Auf der B39 bei Altlußheim verlor er die Kontrolle über sein Fahrzeug, kam von der Straße ab und prallte gegen einen Baum. Er konnte sich gerade noch aus dem brennenden Wagen retten, bevor er das Bewusstsein verlor und im Krankenhaus zwei Mal wiederbelebt werden musste.

Mit inneren Blutungen (Riss der Bauchspeicheldrüse), einer kollabierten Lunge und Verbrennungen bis vierten Grades war Antwan Smith von Rettungskräften in die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Ludwigshafen gebracht worden, wo er nach den erfolgreichen Reanimationen für zehn Tage in ein künstliches Koma versetzt wurde. Auf Grund der Schwere der Verbrennungen war zwischenzeitlich sogar die Amputation der rechten Hand, seiner Wurfhand, eine Option der behandelnden Ärzte.

Von alldem bekam der Quarterback nichts mit. „Ich weiß nur, dass meine Kleider komplett verbrannt waren, als ich es aus dem Auto geschafft hatte. Das nächste, woran ich mich erinnere, ist eine Szene im Krankenhaus, als viele Leute um mich herum standen und arbeiteten“, erzählt der US-Amerikaner.

Im Februar, vier Monate später, stieg Smith wieder ins Training ein. Und vor einer Woche bestritt er mit seinen Hurricanes das erste Spiel der neuen Zweitliga-Saison (37:0-Sieg in Hanau). Morgen feiern die Canes gegen die Rhein-Neckar Bandits ihre Heimpremiere (17 Uhr, Ludwigspark-Stadion). Mit Antwan Smith.

Wie so etwas geht? Die inneren Verletzungen gelten als geheilt. Und mit einem speziellen Verfahren wurden Smith dünne, gesunde Hautstücke von seinem rechten Bein abgetragen und auf die verbrannten Stellen in Gesicht und an den Händen transplantiert – mit Erfolg. „Der Heilungsverlauf bei Antwan ist einfach phänomenal, das hätten wir nie gedacht. Das liegt vor allem an seinem unglaublichen Willen. Der Kerl hat schon im Krankenhaus wieder mit Krafttraining begonnen“, staunt der Mannschaftsarzt der Hurricanes, Mathias Kern. Der Orthopäde aus Völklingen, selbst Facharzt für Unfallchirurgie, hat „so etwas noch nie gesehen. Bei ihm ist praktisch alles eingeheilt, was draufgesetzt wurde. Am Anfang hatten wir im Gesicht alle Farbtöne von rosa bis schwarz“, beschreibt Kern das Heiltempo, das die Experten des Ludwigshafener Krankenhauses zu einem Spitznamen für Smith verleitete: „Miracle boy“. Wunder-Junge.

Auch deshalb, weil er noch auf der Intensivstation mit verbundenen Händen die ersten Liegestütze drückte. „Meine große Motivation war, wieder derselbe zu werden wie im letzten Jahr“, schildert der 27-Jährige seinen Kampf zurück aufs Feld und sagt zu seinem Spielgefühl: „Ich muss Handschuhe tragen, weil die Haut an den Händen noch sehr dünn ist und schnell anfängt zu bluten. Das Gefühl im Umgang mit dem Ball ist aber nicht schlechter oder besser geworden. Nur anders.“

Dass er überhaupt wieder Football spielen kann, verdankt er „vielen Schutzengeln und harter Arbeit“. Trotz anfänglicher Scham steht Antwan Smith zu seiner Geschichte: „Ich freue mich jeden Tag über mein neues Leben. Natürlich habe ich aus alldem gelernt und werde nie wieder Alkohol trinken, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin.“

Veröffentlicht am 14. Mai 2010 in der Saarbrücker Zeitung

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Saarlouis Royals erzwingen ein viertes Finalspiel

Basketballerinnen verkürzen in der Meisterschafts-Serie gegen TSV Wasserburg auf 1:2 – Überzeugender Auftritt beim 86:61-Erfolg in Spiel drei – Die Basketballerinnen der TV Saarlouis Royals haben sich am Samstag mit einer beeindruckenden Leistung in der Finalserie um die deutsche Meisterschaft gegen den TSV Wasserburg zurückgemeldet.

Saarlouis. Die Royals sind zurück. Mit einem deutlichen 86:61 (23:21, 21:11, 20:10, 22:19)-Sieg gegen den TSV Wasserburg verkürzen die Saarlouiser Basketball-Frauen in der Finalserie um die deutsche Meisterschaft auf 1:2. Sollte der Titelverteidiger das nächste Spiel der „Best of five“-Serie am kommenden Sonntag in Wasserburg (Beginn: 15.30 Uhr) gewinnen, dann kommt es am Samstag, 15. Mai, in der Stadtgartenhalle in Saarlouis zu einem echten Endspiel um den Titel.

Vor 1400 begeisterten Zuschauern konnte der TSV Wasserburg am Samstag nur das erste und letzte Viertel ausgeglichen gestalten. Dazwischen machten die Royals am Tag der Arbeit ihren Job einfach zu gut. Mit einer 44:32-Führung ging es in die Halbzeitpause, nach der die Gelb-Schwarzen dort weitermachten, wo sie davor aufgehört hatten. Durch eine 12:4-Serie sorgten sie gleich zu Beginn des dritten Viertels für klare Verhältnisse und gingen mit einem komfortablen 22-Punkte-Vorsprung in die letzten zehn Minuten (64:42).

Wellers überragend

„Es gab so viele Kundgebungen heute. Das hier war auch eine“, sage der überglückliche Royals-Trainer René Spandauw nach dem über weite Strecken einseitigen Spiel. „Das war eine tolle Leistung meiner Mannschaft, das Kollektiv hat funktioniert“, erklärte der 51-Jährige weiter.

Der bewusst formulierte Verweis des Niederländers auf die starke Teamleistung kann jedoch nicht über eine brillante Einzelleistung hinwegtäuschen. Janina Wellers war am Samstag nicht nur wegen ihrer 20 Punkte die beste Spielerin auf dem Feld. Mit einer beeindruckenden Trefferquote von 72 Prozent – acht von elf Würfen waren drin – lag sie weit über dem Durchschnitt ihrer Mannschaft (47 Prozent). „Eigentlich hatte ich vor dem Spiel gar kein so gutes Gefühl. Ich bin während der Woche sogar krank geworden“, verriet die 21-Jährige, die acht der ersten zehn Royals-Punkte erzielte. Auch Candyce Bingham machte mit einer Trefferquote von 70 Prozent auf sich aufmerksam und brachte es wie Petra Manakova auf insgesamt 15 Zähler. Manakova (elf Rebounds) und Romy Bär (zwölf) sorgten zudem für die in den vorigen Spielen vermisste Lufthoheit unter dem Korb.

„Ich war mir sicher, dass wir Wasserburg heute schlagen würden, aber ich hätte nicht mit 25-Punkten-Vorsprung gerechnet“, sagte Royals-Kapitän Bär auf dem Spielfeld und kündigte selbstbewusst an: „Wenn wir am kommenden Sonntag so spielen wie heute, dann überrennen wir die auch in ihrer Halle.“

Van Daalen ist zurück

Eine, die ihrer Mannschaft dabei wieder behilflich sein kann, ist Yvonne van Daalen. Die niederländische Aufbauspielerin feierte nach einer mehrwöchigen Verletzungspause ihre Rückkehr im gelben Dress und brachte es auf gut siebeneinhalb Minuten Einsatzzeit. Damit war Saarlouis am Samstag wohl die einzige Stadt, die sich am 1. Mai über die Anwesenheit von „van Daalen“ (gesprochen: „Vandalen“) freuen konnte.

Veröffentlicht am 3. Mai 2010 in der Saarbrücker Zeitung

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