Neue SZ-Serie befasst sich mit vielen Aspekten um die Themen Schule und Sport – Teil 1
Mit Schulsport waren oder sind wir alle in Kontakt. Die Erwartungshaltung an ihn ist teilweise immens hoch. Die neue SZ-Serie „Schule und Sport“ beschäftigt sich damit, ob der Schulsport dessen gerecht wird.
Saarbrücken. Schulsport ist ein streitbares Thema. Ganz oberflächlich betrachtet könnte man meinen: Sport ist gesund, also ist Schulsport gut. Und weil Schulsport gut ist, ist es schlecht, dass er in saarländischen Schulen nur in zwei Schulstunden pro Woche stattfindet. Es gibt allerdings auch Menschen, die Schulsport nicht gut finden. Sie berufen sich auf die simple Formel „Sport ist Mord“ oder argumentieren damit, dass man in der Zeit Nützlicheres unterrichten könnte. Deutsch oder Mathematik.
Verschiedene Blickwinkel
Wir in der Sportredaktion mögen Sport – vor allem, wenn wir anderen dabei zuschauen können. Und deshalb werden wir uns künftig objektiv und alles andere als oberflächlich mit dem Thema Schulsport befassen. In den nächsten Wochen und Monaten finden Sie an dieser Stelle die Teile der neuen SZ-Serie „Schule und Sport“, die das Thema in seiner Vielschichtigkeit vorstellen wird.
Wie vielschichtig das Thema Schulsport betrachtet werden kann, zeigt allein die Auflistung einiger Akteure, die ein Interesse an diesem Thema haben könnten, und einige Fragen, die sich in diesem Zusammenhang auftun: Da wären zu allererst die Sportlehrer. Stünden nicht einige von ihnen ohne Schulsport vor einem echten, nahezu existenziellen Problem? Auch die Schüler selbst haben eine Meinung, die es zu respektieren gilt: Macht Sport Spaß? Nervt es, sich frisch geduscht – oder auch mal ungeduscht – wieder in den Unterricht zu hocken? Oder überwiegt die Abwechslung, die eine Dosis körperliche Ertüchtigung zwischen den kopflastigen Fächern bietet? Was macht man mit Bewegungsmuffeln? Zum Purzelbaum zwingen? Und wie wird man vom „normalen“ Schüler zum Leistungssportler?
Auch die Meinung derer, die entscheiden, ist wichtig: Wie sehen es die Politiker? Lohnt sich der finanzielle Aufwand für entsprechende Infrastruktur, um adäquaten Sportunterricht anzubieten? Und wenn dem so ist – warum gibt es dann keine dritte oder gar vierte Schulsportstunde? Die dritte Sportstunde wurde im Saarland vor einigen Jahren abgeschafft. Was sagt die Wissenschaft dazu?
Auch die allgemeine gesellschaftliche Dimension darf nicht unterschätzt werden. Man denke nur an die Themen Integration und Gesundheit. Sport wird im Allgemeinen oft als gemeinschaftsfördernd und eher als sozialer denn körperlicher Aspekt gesehen. Darf Religion Schulsport behindern? Oder umgekehrt? Wollen unsportliche Kinder überhaupt den Joystick gegen einen echten Tennisschläger tauschen? Oder reicht es ihnen, Roger Federer im Wimbledon-Finale vom Wohnzimmer-Sofa aus zu schlagen – via Spielkonsole?
Prävention und Integration?
In Zeiten, in denen Krankenkassen ihre Art von „Herdprämie“ an gesundheitsbewusste Nicht-Arztbesucher auszahlen, könnte auch das Thema Schulsport breiter diskutiert werden. Wollten die Krankenkassen, um das Verletzungsrisiko zu umschiffen, statt Wettkämpfen und Spielen im Sportunterricht lieber kollektive und vorbeugende Krankengymnastik sehen? Widersprächen dann nicht die Orthopäden und Chirurgen, die schon die Kleinsten lieber beim Freiklettern oder Kickboxen sehen würden?
Das ist natürlich Quatsch. Aber: Wer darf mitreden, wenn es um Schulsport geht? Wer verbindet welche Interessen damit? Kann Schulsport allein überhaupt so etwas wie Prävention und Integration leisten? Wo fangen die Aufgaben der Schule an, wo hören sie auf? Und nicht zuletzt: Zählt beim Schulsport der Spaß der Schüler oder der Nutzen? Diese und mehr Fragen stellen wir uns bei der Recherche und versuchen, im Rahmen der Serie „Schule und Sport“ möglichst viele davon zu beantworten. Denn wir mögen Sport – nicht nur als Zuschauer. > wird fortgesetzt
Auf einen Blick
Im Rahmen unserer bereits angelaufenen Recherche bitten wir Sie, liebe Leser, um eine Beteiligung. Was können Sie uns aus Ihrem Alltag zum Thema Schulsport berichten? Gutes? Schlechtes? Probleme? Lösungen? Die Perspektive ist dabei egal: Eltern, Schüler, Lehrer, Schulleiter – wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung und werden diese in unsere Arbeit einfließen lassen.
Veröffentlicht seit Ende Juni 2012 in unterschiedlichen Lokalausgaben der Saarbrücker Zeitung.