Saarbrücker Footballer Smith überlebt schweren Autounfall
Morgen bestreiten die Saarland Hurricanes ihr erstes Saison-Heimspiel. Auch Quarterback Antwan Smith wird auflaufen. Das allerdings kommt einer Sensation gleich nach seinem schweren Unfall.
Saarbrücken. Seine Geschichte steht ihm ins Gesicht geschrieben. Und auf den Händen. Bei einem Autounfall im Oktober 2009 sprang Footballer Antwan Smith, 27, vom Zweitligisten Saarland Hurricanes dem Tod von der Schippe. Nach einem Restaurantbesuch in Speyer, bei dem er auch Alkohol konsumierte, hatte sich Smith hinter das Steuer seines Wagens gesetzt und auf den Weg nach Hockenheim gemacht. Zu seiner Freundin Janine. Auf der B39 bei Altlußheim verlor er die Kontrolle über sein Fahrzeug, kam von der Straße ab und prallte gegen einen Baum. Er konnte sich gerade noch aus dem brennenden Wagen retten, bevor er das Bewusstsein verlor und im Krankenhaus zwei Mal wiederbelebt werden musste.
Mit inneren Blutungen (Riss der Bauchspeicheldrüse), einer kollabierten Lunge und Verbrennungen bis vierten Grades war Antwan Smith von Rettungskräften in die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Ludwigshafen gebracht worden, wo er nach den erfolgreichen Reanimationen für zehn Tage in ein künstliches Koma versetzt wurde. Auf Grund der Schwere der Verbrennungen war zwischenzeitlich sogar die Amputation der rechten Hand, seiner Wurfhand, eine Option der behandelnden Ärzte.
Von alldem bekam der Quarterback nichts mit. „Ich weiß nur, dass meine Kleider komplett verbrannt waren, als ich es aus dem Auto geschafft hatte. Das nächste, woran ich mich erinnere, ist eine Szene im Krankenhaus, als viele Leute um mich herum standen und arbeiteten“, erzählt der US-Amerikaner.
Im Februar, vier Monate später, stieg Smith wieder ins Training ein. Und vor einer Woche bestritt er mit seinen Hurricanes das erste Spiel der neuen Zweitliga-Saison (37:0-Sieg in Hanau). Morgen feiern die Canes gegen die Rhein-Neckar Bandits ihre Heimpremiere (17 Uhr, Ludwigspark-Stadion). Mit Antwan Smith.
Wie so etwas geht? Die inneren Verletzungen gelten als geheilt. Und mit einem speziellen Verfahren wurden Smith dünne, gesunde Hautstücke von seinem rechten Bein abgetragen und auf die verbrannten Stellen in Gesicht und an den Händen transplantiert – mit Erfolg. „Der Heilungsverlauf bei Antwan ist einfach phänomenal, das hätten wir nie gedacht. Das liegt vor allem an seinem unglaublichen Willen. Der Kerl hat schon im Krankenhaus wieder mit Krafttraining begonnen“, staunt der Mannschaftsarzt der Hurricanes, Mathias Kern. Der Orthopäde aus Völklingen, selbst Facharzt für Unfallchirurgie, hat „so etwas noch nie gesehen. Bei ihm ist praktisch alles eingeheilt, was draufgesetzt wurde. Am Anfang hatten wir im Gesicht alle Farbtöne von rosa bis schwarz“, beschreibt Kern das Heiltempo, das die Experten des Ludwigshafener Krankenhauses zu einem Spitznamen für Smith verleitete: „Miracle boy“. Wunder-Junge.
Auch deshalb, weil er noch auf der Intensivstation mit verbundenen Händen die ersten Liegestütze drückte. „Meine große Motivation war, wieder derselbe zu werden wie im letzten Jahr“, schildert der 27-Jährige seinen Kampf zurück aufs Feld und sagt zu seinem Spielgefühl: „Ich muss Handschuhe tragen, weil die Haut an den Händen noch sehr dünn ist und schnell anfängt zu bluten. Das Gefühl im Umgang mit dem Ball ist aber nicht schlechter oder besser geworden. Nur anders.“
Dass er überhaupt wieder Football spielen kann, verdankt er „vielen Schutzengeln und harter Arbeit“. Trotz anfänglicher Scham steht Antwan Smith zu seiner Geschichte: „Ich freue mich jeden Tag über mein neues Leben. Natürlich habe ich aus alldem gelernt und werde nie wieder Alkohol trinken, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin.“
Veröffentlicht am 14. Mai 2010 in der Saarbrücker Zeitung